...nun betrachten wir das Ausscheiden im Jahre 2009:
Hypo war nicht in Höchstform, gewann aber die ersten Gruppenspiele. In den beiden Spielen gegen Viborg erkannten viele Experten, dass hier die besten Teams der Champions-League aufeinander trafen und prophezeiten, dass dies auch die Finalmannschaften sein werden. Aus strategischer Sicht wollte man bei Hypo ein Halbfinalspiel gegen Györ vermeiden, was durch das um nur ein Tor schlechtere Torverhältnis, leider nicht gelungen ist. Im ersten Halbfinalspiel gegen Györ (HUN) war eine Paralelle zum Jahr 2008 festzustellen. Im Heimspiel fiel das extrem faule und brutale Spiel des Gegners sehr unangenehm auf. Timea Toth wurde das Kiefer verrenkt und der Spielmacherin OH die Nase gebrochen. Beide Attacken gehen auf das Konto der Györ-Spielmacherin Anita Görbicz. HYPO war spielerisch die bessere Mannschaft, konnte jedoch nur einen knappen Sieg mit einem Tor Vorsprung erreichen. Beim entscheidenden Auswärtsspiel hatte man noch ein weiteres mentales Thema. Es war bekannt, dass die Györ-Fans sehr fanatisch, sehr laut und sehr nahe am Spielfeld bzw. hinter dem Tor sind. Brutale Fotos vom Heimspiel und die Androhung die Györ-Spielerin Anita Görbicz wegen Körperverletzung anzuzeigen, heizte die Stimmung zusätzlich auf. Der Zorn und Unmut der Fans richtete sich besonders auf den Manager Gunnar Prokop, dem ungarischen Trainer Andras Nemeth und auf die ungarische Spielerin Timea Toth.
Wir hatten also 2 mentale Themen:
- die Erfahrungen aus dem brutalen Heimspiel
- der Ruf und die Ankündigungen der aggressiven Fans
Die ersten Minuten in dem entscheidenden Spiel waren kontrolliert und die Hypo-Damen zeigten, dass sie spielerisch den Gegner kontrollieren können und hatten einen Vorsprung von 2 Toren erkämpft. Dann erfolgte die erste rüde Attacke und der erste Siebenmeter. Für mich unverständlich, dass wie üblich Timea Toth als Schütze antrat. Es war ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert in der Halle, als sie zum Siebenmeterpunkt ging. Eine extreme mentale Belastung für eine Spielerin in einer wichtigen Phase des Spiels. Nur einen Meter hinter dem betroffenem Tor war der Kern der extremsten Fans. Es kam wie von mir auf der Bank vorrausgesehen - Timea Toth vergab. Es folgten noch einige rüde Attacken, viele davon ungeahndet von den Schiedsrichtern und die Körpersprache der Spielerinnen veränderte sich. Der Gegner holte auf, ging in Führung und baute die Führung aus. Nach der Halbzeit war leider keine Veränderung in der Einstellung der Hypo-Damen zu sehen. Hängende Schultern, geneigte Köpfe. Nur zwei Spielerinnen fielen mir auf, die kämpften und zeigten den Willen auch körperlich. Man wirkte plötzlich auch spielerisch fast hilflos in der Schlussphase des Spiels. Das Spiel wurde verloren und es bedeutete das Ausscheiden aus der Champions-League.
Nach dem Spiel sagte mir Daniela Piedade "Peter ich bin sehr enttäuscht, es wäre so leicht gewesen hier zu gewinnen, ich verstehe nicht was da los war. Wir haben sicher 4 oder 5 Siebenmeter vergeben. So leichtfertig, wirklich schade."
Im "Kurier" waren die dazu passenden Interviewaussagen zu lesen:
..."Wir haben nach 15 Min. aufgehört zu kämpfen", sagte Manager Gunnar Prokop. Trainer Andras Nemeth: "Ich verstehe nicht, warum wir ohne Mut aufgetreten sind. Die Mädels hatten die Hosen voll."
Kurier: ...Anita Görbicz schaltete nach Belieben und traf, wie sie wollte. Sie erzielte 13 Treffer, insgesamt warf sie in den beiden Partien 20 Tore. Ihr Pendant auf Hypo-Seite, die Koreanerin Oh, war völlig abgemeldet. „Unser Spiel ist auf OH zugeschnitten. Wenn sie keinen guten Tag hat, sind wir im Angriff limitiert“, gab Nemeth zu.
(Zitate: Artikel v. 19.04.2009 | KURIER | Philipp Albrechtsberger)
Fazit eines Mentalcoaches:
1.) Thema Fans:
Es nützt nichts, wenn man den Damen in der Spielerbesprechung sagt: "Vergesst die Fans, konzentriert euch auf das Geschehen am Spielfeld". - Denn die mentalen Angstprogramme laufen UN-Bewusst ab. Wen jemand eine Hundephobie hat, nützt es auch nichts, wenn man ihm sagt: "Der beißt nicht, der will nur spielen." - die Angst ist trotzdem da.
Die mentale Arbeit mit einigen Spielerinnen zum Thema Fans wäre hier notwendig gewesen.
2.)Thema brutale Spielweise
Es nützt nichts, wenn man den Spielerinnen sagt: "Vergesst die rüden Attacken, vergesst das Heimspiel". - Spielmacherin Oh spielte mit gebrochener Nase und war laut Presse "völlig abgemeldet". Die Gegenspielerin, welche ihr den Nasenbruch 1 Woche davor zufügte, erzielte in diesem entscheidenden Spiel 13 Tore.
Mentale Arbeit nach Verletzungen halte ich ebenfalls für unumgänglich.
Ich bin neugierig, ob in der neuen Saison mit dem neuen Trainer mentale Arbeit mit den Spielerinnen möglich wird und sich das Verhalten und Selbstbewusstsein in den entscheidenden Spielen verändert.
Erfolg - ist dann etwas, das automatisch folgt.